Der Tor und der Jabulani
Die Pleiten, Pech und Pannenserie der Torhüter bei der WM reissen nicht ab. Zuerst springt Griechenlands Tzorvas dem Ball aus dem Weg und dann lässt Enyeama nach vorne abprallen. Dies lag nicht an Jabulani. Woran liegt diese Serien von Missgriffen? Statistischer Ausreisser? Doch der Ball?
Englands Probleme sind Tradition – aber die anderen?
Vielleicht ist die Erklärung recht einfach. Bei zwei Mannschaften die sich gegenseitig neutralisieren und keine Chancen zulassen, hat der Torwart wenig zu tun, muss sich aber permanent unter Spannung halten. Er sollte immer auf dem Sprung sein, sollte immer wachsam sein aber einen Ball bekommt er nur beim Rückpass. Im Grunde ist er kalt.
Und dann kommt auf einmal eine halbwegs gefährliche Flanke. Jetzt hat er endlich die Gelegenheit sich auszuzeichen, also raus aus dem Tor und ran an den Ball und schon segelt er an der Flanke vorbei. Oder es kommt ein seltenes Schüsschen auf das Tor und der Torwart konnte die Konzentration und Spannung nicht hoch halten. Also ist er beim Versuch den Kullerball aufzunehmen nicht 100 % konzentriert und schwupps ist es passiert. Ein Fehlgriff und DAS TOR ist gefallen. Und das sich die Fehlgriffe häufen, alle über Jabulani spekulieren und viele Spiele torarm sind macht die Torhüter nicht sicherer. Kann sein ? Muss aber nicht – denn Nigerias Torhüter hatte sich mehrfach ausgezeichnet bevor er seinen Bock schoss. Was immer die Gründe sind, die Torhüter können sicher sein – wenn die KO Spiele beginnen wird sich das Augenmerk und die Kritik den Schiedsrichtern zuwenden und die Torhüter werden wieder die Helden (des Elfmeterschiessens) sein.
Adieu les bleus?!?
Mit einem blutleeren und schwachen Auftritt hat sich Frankreich beinahe aus dem Turnier katapultiert. Die einzige Hoffnung des Vizeweltmeisters ist das Mexiko Argentinien aus dem Weg gehen will und daher auf Sieg spielen könnte. Da würde dann ein zwei oder drei Tore Sieg gegen Südafrika reichen um das Achtelfinale zu erreichen. Was sie da sollen oder wollen ist eine andere Frage.
Argentinien zaubert und wirbelt Südkorea durcheinander und präsentiert sich auch weiter als Titelkandidat. Das sie noch nicht sicher im Achtelfinale sind verdanken sie zwei Blackouts von Nigeria. Zuerst die Tätlichkeit von Kaita und dann der Patzer von Enyeama Nigerias besten. Griechenland ist überraschend noch im Rennen, auch weil Obasi kläglich vor dem leeren Tor vergab. Der Kampf um Platz zwei hinter Argenitnien wird spannend.
WM Bizarr
Das man sich bei der ersten WM in Afrika an andere Sitten gewöhnen muss war bereits vorher bekannt. Das Thema Vuvuzela wurde bereits nach dem Confed Cup ausgiebig diskutiert. Das Thema Sicherheit auch.
Trotz aller Sichheitsvorkehrungen kam es im Anschluss an das Deutschland spielen zu Ausschreitungen. Die Polizei musste Tränengas einsetzen, um die Randalierer zu vertreiben. Bei den “Hooligans” handelte es sich weder um deutsche noch australische Fans sondern um den Stadion Sicherheitsdienst. Diese randalierten für höhre Löhne. Sie fühlen sich über den Tisch gezogen, da im Vorfeld andere Stundenlöhne im Gespräch waren.
Delling erklärte im Verlaufe des England Spiels den ehemaligen Weltklassetorhüter Gordon Banks für tot. “Er wird sich im Grabe umdrehen!” Im serbischen Fernsehen konnte man diese Nachricht noch toppen. Dort wurde berichtet, dass Manuel Neuer im Tor steht, da Robert Enke verletzungsbedingt fehlt.
Bonjour Tristesse – Der Fluch der Doppel Sechs
Was vor vier Jahren beim Sommermärchen begann, setzt sich leider in Südafrika fort. Mit der Abschaffung des zweiten Stürmers erstarrt das Spiel zunehmend. Dies, gepaart mit der Angst, das erste Spiel zu verlieren sorgt für die Magerkost, die wir in der ersten Woche gesehen haben. Leider fehlen auch die Aussenseiter die mit Sensationssiegen die Fussballwelt aus den Angeln heben. Senegal gegen Frankreich (2002) oder Gahna gegen Tschechien (2006) lassen grüssen. Da macht auch der Sieg der Schweizer keine Ausnahme. Spanien spielte so gut und passsicher, dass niemand daran zweifeln wird, dass der Europameister das Achtelfinale erreichen wird.
Die einzigen Ausnahmen bilden hier, wie schon 2006, Deutschland und Argentinien. Zwar hat Deutschland auch den zweiten Stürmer rausgenommen spielt aber weiter offensiv und so überzeugend, dass Deutschland (fast) ausnahmslos von der ausländischen Presse bejubelt und gelobt wird. Die Ausnahme ist Argentinien – dort war zu lesen Deutschland spielte nicht schön aber effektiv. Auch Argentinien wusste spielerisch zu überzeugen, nur mit dem Abschluss haperte es noch.
Die sonstigen Favoriten:
Der Weltmeister – Wie immer in der Vorrunde, Italien hat nicht gezeigt aber auch nicht verloren. Man muss abwarten.
Der Vizeweltmeister – Im französichem Lager steht jeder gegen jeder und jeder gegen den Trainer. So sah es vor vier Jahren auch schon aus, aber da hatten sie noch Zidane. Jetzt haben sie Ribery dem sind die Schuhe aber noch etwas gross.
Der Immer-Favorit – Brasilien erwartet taktisch, erwartet nüchtern und genauso uninspiriert und langweilig wie die anderen.
Das Ein-Mann-Team – Cristiano Ronaldo möchte der beste Fussballer der Welt sein und sehr gerne Weltmeister werden. Nun Träume sind was Schönes und die Gedanken sind frei.
Das Zehn-Mann-Team – England als Erfinder dieses Sports möchte sich und aller Welt beweisen, dass sie den besten Fussball spielen. Um ihre Dominanz zu unterstreichen, verzichten sie seit Jahren schon darauf mit Torwart zu spielen. Daher wird es auch dieses Jahr nix werden.
Die Schönspieler – Die Niederlande spielen nicht mehr typisch holländisch elegant und schön sondern typisch deutsch d.h. effektiv und erfolgreich. Beängstigend! Wo soll das hinführen? Am Ende kommen sie noch ins Endspiel.
Der Europameister – Spanien legte einen klassischen Fehlstart hin. Mit der Mannschaft ist aber trotzdem noch zu rechnen.
Ist am zweiten Spieltag besserer Fussball zu erwarten? Nicht wirklich. Wenn schon am ersten Spieltag galt bloss nicht verlieren, gilt das am zweiten erst recht. Allerdings sollte man die Hoffnung nie aufgeben und immerhin findet die WM am Kap der Guten Hoffnung statt.
Die erste Überraschung
Der grosse Favorit ist ins Turnier gestartet und prompt gestrauchelt. In einem ansehnlichen Spiel hatte die Schweiz das bessere Ende für sich. Spanien versuchte alles, hatte einen Lattenknaller aber es fehlte das Glück. Allerdings hatte auch die Schweiz noch einen Pfostenschuss. Mit der gezeigten Leistung sollte Spanien aber trotzdem keine Probleme haben das Achtelfinale zu erreichen, auch wenn Chile eine starke Leistung bot. Die Schweiz hat schon einen grossen Schritt dahin getan.
Auch der zweimalige Weltmeister Uruguay machte einen grossen Schritt dorthin durch den Sieg über Südafrika. Der Gastgeber liess in 90 Minuten nichts erkennen was daran glauben lässt, dass sie einen nicht überzeugenden Vizeweltmeister schlagen könnten. Da hilft auch alles Tröten nicht, im Gegenteil ein paar Anfeuerungsrufe und Fangesänge wären gestern angebracht gewesen. Vielleicht haben die Dauertröter bald ein einsehen.
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