Eine Analyse – der Analysten
Nicht nur die Finanzanalysten haben derzeit Hochkonjunktur sondern auch die im Fussball. Während bei Derivaten nur wenige sich trauen öffentlich mit zu reden, glauben beim Fussball erheblich mehr Leute mitreden zu können. Und das sind nicht die 80 Millionen Bundestrainer vor dem Fernseher, sondern auch die im Fernsehen und die in den Gazetten.
Über die Kommentatoren im Fernsehen braucht man nicht viel zu reden, dass diese als Ärgernis empfunden werden ist spätestens seit Heribert -Guten Abend allerseits- Fassbender ein Dauerthema. Interessanter ist es auch mal einen Blick auf die Herren der schreibenden Zunft zu werfen.
Wenn man sich die Kommentare und Spielanalyse der letzten beiden Spiele anschaut. drängt sich der Verdacht auf, dass der eine oder andere das Spiel gar nicht in voller Länge sondern nur in einer Zusammenfassung gesehen haben. Die Beurteilung fällt entsprechend aus. Spieler A kommt zu Beginn des Beitrages häufig vor? Also gut begonnen. Am Ende sind kaum noch Szenen von ihm in der Zusammenfassung zu sehen? Also stark nachgelassen. Spieler B ist immer wieder zu sehen, also Omnipräsent: Super Spiel.
Khedira und Schweinsteiger haben, dafür das sie das erste Mal die Doppelsechs gegeben haben, ihre Sache ordentlich gemacht. So überragend wie sie jetzt dargestellt werden, war es aber auch nicht. Es fehlte noch an Abstimmung, Pässe waren ungenau und es gabe einige unnötige Ballverluste. Es ist mit Sicherheit eine Leistung auf die man aufbauen kann und die Hoffnung macht, aber Serbien oder Australien oder Ghana wären doch ganz anders dazwischen gefahren.
Besonders interessant wird die Analyse wenn es um die Aussenbahnen geht. Hier gibt es bestimmte Schubladen in denen die Spieler derzeit stecken. Özil ist die verkappte Zehn und ein grosser Hoffnungsträger, Podolski lauffaul, Trochowski muss sich beweisen und Müller das Riesentalent. Die Analyse nach den Spielen fällt dann entsprechend aus. Gegen Ungarn lief in der ersten Halbzeit fast jeder Angriff über rechts. Trochowski und Özil spielten einige schöne Chancen heraus die Özil recht fahrlässig vergab. Da wurde recht grosszügig übersehen, dagegen wurde über Podolski konstatiert: Das Spiel lief an ihm vorbei. Diese Aussage ist insofern korrekt, als das er auf der linken Aussenbahn keine Chance zum eingreifen hatte, wenn über rechts gespielt wird aber die Aussage impliziert was anderes. Es wurde ihm aber eine Steigerung assestiert als in der zweiten Halbzeit mehr durch die Mitte und über Links gespielt wurde, weil Kroos und Khedira die Einzelaktionen von Trochowski satt hatten und den Ball auf die andere Seite brachten.
Gegen Bosnien war es genau umgekehrt. Da lief sehr viel über Links solange Trochowski auf dem Platz war, entsprechend wurde Poldi eine grosse Einsatzbereichtschaft bescheinigt. Nachdem sich mit der Einwechslung von Müller das Spiel mehr nach rechts verlagerte wurde Müller eine gute Leistung und Poldi eine nachlassende Einsatzbereichtschaft bescheinigt. Tja liebe Schreiber – solange nur ein Ball im Spiel ist, kann man im Fussball nur über Links oder Rechts angreifen. An einer Aussenbahn läuft das Spiel,in dem Moment, vorbei das hat aber nichts mit fehlendem Einsatz zu tun. Wenn also in der Zusammenfassung ein Spieler nicht auftaucht dann nicht weil er schlecht oder Faul war sondern nur weil in einer 5 Minuten Zusammenfassung nicht alles gezeigt werden konnte. Also vielleicht doch das ganze Spiel sehen oder die Spieler aus den Schubladen nehmen.
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