Aberglaube und Nachrichten
“Schafft ihn fort, er bringt Pech!” Mit diesen Worten wurde 1994 beim WM Qualifikationsspiel Brasilien – Uruguay ein 73jähriger Brasilianer des Stadions verwiesen. Der Anlass? Er hatte mit Brasiliens Torhüter Taffarel gesprochen. Dieser Brasilianer hieß Moacyr Barbosa war ehemaliger brasilianischer Nationaltorwart und zu seiner Zeit auch einer der weltbesten Torhüter gewesen. Er war auch Vizeweltmeister und genau das war sein Verbrechen. Er hatte 1950 das zweite Tor von Uruguay nicht verhindert, wodurch Brasilien den sicher geglaubten WM Titel verlor.
1950 Weltmeisterschaft in Brasilien. Europa litt noch unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges in dem auch viele Sportler ihr Leben verloren hatten.
Deutschland war aus der FIFA ausgeschlossen und nicht teilnahmeberechtigt.
Italien, der Titelverteidiger, hatte ein Jahr zuvor seine halbe Nationalmannschaft bei einem Flugzeugabsturz verloren.
England nahm 1950 zum ersten mal an einer WM teil. Das Mutterland des Fußballs sah sich als Weltbeste Mannschaft und hatte es bisher nicht nötig diese Tatsache in einem Turnier unter Beweis zu stellen. 1950 hatte man sich dazu entschlossen, den ihnen zustehenden Titel dann auch in Brasilien abzuholen.
In Ermangelung von Fernsehen wurden die Ergebnisse per Fernschreiber übermittelt. So vermeldet der Ticker dann nach dem ersten Spiel ein 2:0 gegen Chile. Bei der Ergebnisübertragung des zweiten Spiels kam es zu einer Panne. Da stand doch tatsächlich das England gegen USA 0:1 verloren hätte. Da dies vollkommen unmöglich war, meldeten in England die Nachrichtenagenturen einen 10:1 Sieg. Die Übertragung war aber korrekt und nach einer weiteren Niederlage gegen Spanien durfte England die Heimreise nach der Vorrunde antreten.
Die Finalrunde (es gab keine K.O. Spiele) dominierten Brasilien und Uruguay. Diese standen sich im letzten Spiel in einem „unechten“ Endspiel gegenüber. Brasilien hätte, wegen der Tordifferenz, ein unentschieden gereicht. Bis Ghiggia in der 79 Minute Barbosa zum zweiten mal überwand. Barbosa war seit dem eine unerwünschte Person und Brasilien spielte nie wieder in weissen Trikots.
Aberglaube ist auch in Afrika verbreitet. So musste ein Länderspiel unterbrochen werden, weil die Zuschauer genau gesehen hatten, daß ein Fluch auf das Spielfeld geworfen worden war. Die Ordner mussten zunächst das Feld absuchen, den Fluch finden und vom Spielfeld tragen. Wenn also Ghanas bekanntester Wunderheiler im Radio verkündet: er sei für Christiano Ronaldos Verletzung verantwortlich, weil er ihn verhext habe, werden ihm viele Glauben schenken. Traurig an diesem Unsinn ist, dass jedes Jahr Menschen in Afrika gesteinigt werden, weil man sie für Hexen und Zauberer hält.
In deutschen Zeitungen wird dagegen über wichtige Themen geschrieben.
Es wird, jeden Tag, darüber berichtet ob Neuer, Lahm, Schweinsteiger und Khedira fit sind, werden oder sein sollten – Özil oder Kroos, das ist hier die Frage – Spielt Deutschland mit der richtigen oder falschen Neun, ach du grüne Neune – Welchen Schluss lassen die Selfies von Podolski und Schweinsteiger zu? Was ist mit dem Teamgeist? Stellt er sich von selbst auf? Muss er erzeugt werden? Sind zweier, vierer oder sechser Wohneinheiten die richtige Maßnahme dafür? Wer ist Chef und wer ist Chefchen?
Dazu noch die weltbewegenden Informationen, wo und wie die anderen Teams untergebracht sind, in Tateinheit mit einer Analyse ob dies ein Vorteil oder Nachteil ist. Wir erfahren wie die Hotels ausgestattet sind – wer, welche Sonderwünsche hat.
Wir wissen jetzt endlich das Ronaldo vier Bodyguards mitnimmt, Italien einen eigenen Koch und Jogi Löw einen Friseur.
Es wird Zeit das sich was dreht, was dreht…
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